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Tuba im Jazz - Stilfrage

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Tuba im Jazz - Stilfrage Empty Tuba im Jazz - Stilfrage

Beitrag  Tubeast Mi Nov 04 2009, 15:38

Hallo Kollegen,

Tuba hat im Jazz eine lange Tradition, die sich auf unterschiedliche Säulen stützt.
a) Tuba als eigenständige, tiefe Bläserstimme
b) Tuba als Ersatz für tiefe Saiteninstrumente (Kontrabass, Bassgitarre)

Für beide Verwendungen lassen sich berühmte Namen oder Aufnahmen als Beispiele heranziehen.
Beispiel für a: Jon Sass "Sassified", Francois Thuillier "Place des Vosges" (beides Soloproduktionen).
Beispiel für b: Bob Stewart, Tubist in "Lester Bowie´s Brass Fantasy", diverse Dixieland-Formationen...
Beispiel für Kombination aus a und b: Sam Pilafian "Travelin´Light".

b ist meiner Meinung nach gekennzeichnet durch den Versuch, die Effekte und Spielweisen des Saiteninstrumentes zu imitieren. Ist insbesondere im Funk interessant.
a bietet Möglichkeiten, darüber hinaus "Tuba-spezifisches" in die Musik einfließen zu lassen.

Was sind eure Erfahrungen auf dem Gebiet ?

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Tuba im Jazz - Stilfrage Empty Re: Tuba im Jazz - Stilfrage

Beitrag  tubajazzo So Nov 22 2009, 15:19

Hallo "tubeast"

hier ist ja bis jetzt noch nicht viel traffic. Wäre schön wenn sich hier mal so was ähnliches wie tubenet entwickeln würde, das ist wirklich eine tolle Sache.
Zu deiner Frage. Die Tuba kann Bassfunktion übernehmen je nach Virtuosität ähnlich wie ein Kontrabass, sie kann aber zusäztlich Melodien (Soli oder Themenmaterial) blasen, was ein Kontrabass nicht kann. Es gibt Beispiele für solistischen Einsatz und natürlich für Einsatz in Bassfunktion. Was du selber draus machen willst, bleibt dir überlassen, anything goes.
Jazz heutzutage hat eine enorme Bandbreite, und gerade in Europa ist er nicht so stilistisch festgelegt wie vielleicht im Ursprungsland USA. Obwohl es auch dort kreative Beispiele gibt, zB aus der New Yorker Szene (Macus Rojas, "tubajoe" Joe Exley). Die Schwierigkeit ist, dass die Tuba im post-Dixieland Mainstream-Jazz keine angestammte Rolle mehr hat, weil sie vom Kontrabass verdrängt wurde. Die positive Kehrseite der Medaille davon ist nun, dass niemand weiß, wie ein Tuba-Jazz Solo "zu klingen hat", im Gegensatz zu einem Saxophon zB, wo man immer an Vorbildern gemessen wird. Wir haben also nicht eine Erwartungshaltung oder ein Klischee zu erfüllen oder zu übertreffen als Solist, aber die solistische Leistung muss dennoch den Zuhörer überzeugen.
Als Ideal stelle ich mir eine Band vor, die Tuba als Bass einsetzt, und auch solistisch hervortreten lässt und hierfür einen Rahmen bietet. Ist schon ein Kontrabass da, kann die Tuba die Basslinie des Bläsersatzes spielen
Schreib mal was du so machst, wenn du Lust hast. Bin selber auch auf der suche im Moment. Ansonsten kann ich die Teilnahme am Kurs von Marty Erickson in Hammelburg sehr empfehlen.
lieben Gruß
Gerd

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Beitrag  Tubeast Do Nov 26 2009, 16:41

Hallo Gerd,

es ist schön, mal jemand gleich- oder zumindest ähnlich gesinntes anzutreffen.
In welcher Region bist denn Du ?
Von "Tubenet"-Verhältnissen können wir hier aus mehreren Gründen nicht ausgehen.
Müssen wir auch nicht, meiner Meinung nach.
Mein Eindruck ist, daß die Profi- und amitionierten Laientubisten hierzulande einfach viel mehr über persönliche, weniger öffentliche Kanäle vernetzt sind.
Vielleicht einfach, weil man viel enger aufeinander hockt als in den USA.

Zurück zum Thema.
Was ich selber mache: recht viel Blasmusik, Saisonabhängig auch sinfonisches Blasorchester, Kammermusik und eben Jazz mit einem Pianisten.
Letzteres mach ich (bislang) nicht öffentlich. Wer weiß, was sich entwickelt...
Vor allem hilft mir das Ausprobieren in der Praxis, mehr Verständnis für den Jazz zu entwickeln und meinen CDs besser zuhören zu können.

Diese beiden Rollen der Tuba im Jazz hatte ich ja im OP erwähnt: entweder Bass der Bläser (ähnlich Bari-Sax) oder Bass der Rhythmusgruppe (Ersatz des Kontrabass). In unseren Jam-Sessions bin ich besetzungsgemäß eher letzteres.

Eigentlich wäre doch die Konstellation einer Combo mit Bass UND Tuba ideal: Ein "Walkin´Bass" oder so könnte während der Soli dem jeweils anderen überlassen werden.
BIRTH OF THE COOL mit Bill Barber (tu) und Al McKibbon (b) wäre DAS klassische Beispiel für so eine Truppe.
Sie verzichteten aber meines Wissens auf diesen Rollentausch, Barber und Mulligan (bs) ergänzen sich hier zum Bass der Bläser.
Schon mit Bari-Sax allein wäre so ein Wechselverfahren denkbar, aber ich kann mich nicht erinnern, sowas je gehört zu haben.
Kennt hier jemand sowas ?

"Bläserbass-" und "String-Bass-" Modus legen sicher ganz eigene Artikulationsvarianten nahe,
die dem gezupften Kontrabass nicht möglich wären oder diesen kopieren.

Gruß aus Vorarlberg

Hans

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Beitrag  tubajazzo Di Dez 08 2009, 12:13

Hallo Hans,

wahscheinlich kennst du diese, aber für alle anderen Interssierten vielleicht auch ein Tip: "Tubatuba" mit Dave Bargeron und Michel Godard, also zwei Tuben ergänzt mit Akkordeon(!) und Schlagzeug. Die beiden wechseln sich da fleißig ab in der Bass- und Solo Rolle. Als Gegenbeispiel die Aufnahmen von Howard Johnson, der das ganze mehr solistisch angeht, zB die "Gravity"-CDs (zB "Right Now" mit Taj Mahal), wo trotz vier Tuben ein Bass mitspielt und das rhythmische Fundament legt. Ein rattenscharfer Tuba-Bläsersatz.

lg Gerd

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Tuba im Jazz - Stilfrage Empty Freies Tubaspiel/Improvisieren

Beitrag  Werner Haider Mo Dez 28 2009, 14:56

Werte Gemeinde,

Habe vor sechs Monaten nach zehnjähriger Abstinenz eine 6-ventilige Wiener-Tuba erhascht. Hier in Österreich werden die Schatzis fast nur in Blaskapellen und großen Orchestern verwendet. In kleinen Ensembles (Blues, Jazz, Rock, Pop) kommt meist der E-Bass/Kontrabass zum Einsatz.
Mir macht es großen Spaß, mit der Tuba bei Sessions mitzuspielen, denn ich finde, ihr Klang mischt sich vortrefflich auch mit verstärkten Instrumenten. Damit stehe ich vor einer großen Herausforderung: dem Improvisieren. Vielleicht könnt ihr mir ein paar nützliche Tipps in dieser Richtung geben. Ich sollte dabei erwähnen, dass ich derzeit noch den Dur- u Moll-Quintenzirkel verinnerlichen muss, also noch nicht in der Profiliga spiele. Mir fällt auf, dass es für die Tuba zwar viel gute Literatur gibt, diese sich jedoch zumeist auf klassisches Bel-Canto-Notenspiel beschränkt. Das betreibe ich zu Hause bzw. in der Blaskapelle und hat mit dem freien Spiel wenig gemeinsam.
Wenn jemand also Ideen, Efahrungswerte und andere Ratschläge auf Lager hat, wie ich gute Ergebnisse ohne Noten zu Stande bringen kann, bitte mir sagen!!

bassistische Grüße aus Wien,
Werner!

Werner Haider

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Tuba im Jazz - Stilfrage Empty Re: Tuba im Jazz - Stilfrage

Beitrag  tubajazzo Mo Dez 28 2009, 17:42

Für Einsteiger ist die Aebersold Reihe mit play-along-CDs immer noch das beste. Fang mit Nr 1 an, da sind auch ein paar handfeste Tipps zum Beginn dabei. Dann evtl. die Blues-CD von Aebersold. Von Sam Pilafian gibt es auch eine einfache Mitspiel-CD, deren Titel ich leider gerade nicht parat habe. mit Tuba und Gitarre. Wenn du das ein bisschen praktizierst hast, gehst du am besten auf einen Jazz-Workshop deiner Wahl entweder in die Posaunenklasse oder in die Bass-Gruppe. 2011 haben wir hoffenltich wieder Marty Erickson in für einen Tuba-Jazzkurs in Hammelburg, das ist sehr empfehlenswert.

lg Gerd

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Tuba im Jazz - Stilfrage Empty Re: Tuba im Jazz - Stilfrage

Beitrag  Tubeast Fr Jan 01 2010, 21:26

Moin,

zum Improvisieren:
sicher gibt es viele Herangehensweisen. Zu behaupten, eine davon sei allein seeligmachend, ist sicher vermessen.
Sinnvolle Vorübung: Weisenblasen "aus dem Hut". Deine kumpels spielen die Melodie, Deine Aufgabe ist es, zweit-, Dritt- oder reine Tubenstimmen hinzuzuspielen.
Mit der Zeit gewöhnst Du Dich vielleicht daran, auf Deine Kollegen zu hören und vom Ohr aus direkt Signale an die Finger geben zu können.
Fang mit simplem Zeug an, Lieder, die Du wirklich gut kennst. Nichts anderes tun Jazzer: Zeug spielen, das sie RICHTIG GUT kennen.

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