Deutsches Tubaforum
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Instrumententest: Repräsentant 3880 Bb-Tuba von Musikhaus Martin und Classic Cantabile Brass Bb-Tuba von Musikhaus Kirstein

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Beitrag  knpb Mo Okt 11 2010, 12:54

Hallo liebe Forengemeinde!

Vorab kurz über mich:
Ich bin Posaunist und spiele zusätzlich seit Anfang 2010 ein Euphonium. Über die Schiene habe ich Spaß am Tuba spielen bekommen und mir von meinem Verein eine alte Stowasser geliehen. Jetzt soll es aber doch eine eigene Tuba werden.

Dazu suche ich eine B-Tuba im unteren Preissegment. Auch nach intensiver Suche ist es mir nicht gelungen, eine gebrauchte und für mich bezahlbare Tuba eines renommierten deutschen oder tschechischen Herstellers oder Ähnliches von bekannt guter Qualität zu finden. Daher habe ich mich für einen Test der beiden oben genannten Fernost-Modelle entschieden.


Steckbriefe:

1.) Repräsentant 3880 Bb-Tuba von Musikhaus Martin
4 Ventile mit Minibal-(Nachbau?)Gelenken, Kompakte Bauweise, 80 cm Höhe, 37,5 cm (gemessen 40 cm) Schallstück, 19-er Bohrung, gewogene 9,4 kg, Neusilber Außenzüge, Goldmessing Mundrohr, mit Leichtkoffer und Mundstück, Preis 2022,- Euro

2.) Classic Cantabile Brass Bb-Tuba von Musikhaus Kirstein
4 Ventile mit Minibal-(Nachbau?)Gelenken, Kompakte Bauweise, 92 cm Höhe, 45 cm Schallstück, 20-er Bohrung, Gewicht wird mit 11 kg angegeben, Neusilber Außen- und Innenzüge, Goldmessing Mundrohr, mit Leichtkoffer und Mundstück, Preis 1895,- Euro

Testberichte:
Auf beiden Tuben benutze ich ein Denis Wick 1-L Mundstück.
Weil ich mich nicht alleine auf mein Urteil verlassen wollte, habe ich mir für den Test zu Hause den Tubisten aus unserer Blaskapelle dazu geholt. Auch er hat beide Instrumente ausgiebig getestet und beschreibt seine Eindrücke so wie ich. Bei der Beurteilung waren wir völlig unstrittig einer Meinung.

1.) Repräsentant 3880 Bb-Tuba
Klar, die Lackqualität ist nicht so toll und unter dem Lack ist das Material nicht perfekt auspoliert. Man findet Stellen, an denen der Lack nicht mit gleichmäßiger Schichtdicke aufgetragen wurde. Das ist hauptsächlich in den schwer zugänglichen Bereichen der Maschine so. Aber das sind alles Äußerlichkeiten. Die Ventile laufen total super und nahezu geräuschlos.

Neben ausgiebigen Tests zu Hause bisheriger Einsatz:
-Kirchenmusik im Posaunenchor sowohl bei kleiner (ca. 10 Bläser), als auch bei etwas größerer Besetzung (ca. 20 Bläser)
-Eine Probe im Blasorchester mit ca. 35 Musikern (in der Situation als einziger Tubist) bei traditioneller Musik für Schützenfeste und Unterhaltungsmusik

Überall wo ich damit gespielt habe, hat der Klang nicht nur mich, sondern auch "die Anderen" überzeugen können. Die Kollegen waren, genau wie ich, von dem sehr runden und vollen Klang angetan. In der tiefen Lage ist der Ton sehr schön glatt und harmonisch. Bei leisen Stellen ist man damit immer noch präsent. Der Ton ist sehr gut kontrollierbar und die Ansprache hervorragend. Nachdem die Züge (Quartventil- und Hauptstimmzug) eingestellt sind, passt die Intonation.

2.) Classic Cantabile Brass Bb-Tuba
Bezüglich Lackqualität und des „äußeres Erscheinungsbildes“ gilt genau das Gleiche was ich oben bei der Repräsentant-Tuba beschrieben habe: Stellenweise ungleichmäßige Lackschichtdicke, nicht perfekt auspoliert. Auch hier laufen die Ventile gut.

Das Instrument habe ich nur zu Hause getestet. Der Klang ist ebenfalls sehr voll. Im Vergleich zur Repräsentant ist sie deutlich durchsetzungsstärker. Sie spricht nicht ganz so leicht an. Ich bin kein routinierter Tubist, daher kann ich an der Stelle nur spekulieren. Ich habe mir das mit der 20-er Mensur erklärt. Ein geübter Tubist würde damit vermutlich keine Schwierigkeiten haben.
Der markanteste Unterschied stellt sich zwischen den beiden Instrumenten in der tiefen Lage dar: Die Classic Cantabile klingt dort nicht so "glatt", sondern sehr knackig. Der Ton ist eher "rau". Für mich und den Einsatz im Posaunenchor passt das nicht so gut, während es z.B. im Süddeutschen Raum ja genau der Ton ist, den man traditionell braucht.


Mein Fazit:
Für meine Einsatzgebiete passt die Repräsentant Tuba mit ihrem glatteren, harmonischeren Ton besser. Die optischen Nachteile im Lack nehme ich in Kauf. Mich begeistert der Klang und das Handling. Die kleine Tuba mit den wirklich leicht laufenden Ventilen macht mir jedes Mal Spaß wenn ich sie in die Hand nehme. Die behalte ich und freue mich, dass ich eine eigene Tuba habe.

Die einzige Alternative zu den beiden oben beschriebenen Modellen im Bereich bis 2000,- € wäre gewesen keine Tuba zu kaufen.

Andere preiswerte Modelle mit ähnlicher und runter bis zur 16-er Mensur habe ich auch angespielt, jedoch für mich sofort wieder verworfen. Die waren mir im Klang insgesamt, besonders aber in der tiefen Lage, zu schlapp und teilweise von der Verarbeitung und Materialqualität inakzeptabel. Daher möchte ich auch hier nicht näher darauf eingehen.

Zusätzliche V e r m u t u n g (ohne es wirklich zu wissen):
Wenn man beide Instrumente von ihrer Erscheinung her vergleicht, fällt auf, dass viele Bauteile absolut gleich sind: Verbindungsstege und -bleche, die Ventilzylinder, Ventilgestänge, Ventildeckel, Wasserklappen, Zwingen
Außerdem sind die „Lackauffälligkeiten“ und nicht ganz auspolierte Stellen bei beiden Instrumenten an den gleichen Stellen.

Ich vermute, dass es sich um „Schwestermodelle“ aus der gleichen Produktion handelt, die mit einem für die Händler passenden Aufdruck versehen wurden.

Und zum Schluss: Der Service beider Online-Shops:
Ich habe über Telefon und Mail Kontakt mit diesen beiden und weiteren Musikhäusern in Süddeutschland gehabt. Beim Musikhaus Martin mit dem Chef und beim Musikhaus Kirstein mit der Abteilungsleiterin für Blasinstrumente. Für beide Online-Shops gilt, dass ich sehr zuvorkommend behandelt wurde. Man hat sich richtig viel Zeit für eine ausgiebige in meinen Augen sehr kompetente Telefonberatung genommen. Und das mehr als einmal. Außerdem waren beide sehr bemüht meinem eng begrenzten finanziellen Rahmen etwas entgegen zu kommen. Und obwohl ich immer gesagt habe, dass ich mir mehrere Modelle nach Hause schicken lasse, waren beide völlig selbstverständlich dazu bereit auch ihr Instrument auf die Reise zu schicken. Außerdem waren die bei der telefonischen Beratung abgegebenen Produktbeschreibungen bei beiden Läden voll zutreffend. Das bezieht sich sowohl auf den Klang, als auch auf die Verarbeitung. Ich kann für mich also feststellen, dass es keine Problem ist Blasinstrumente über das Internet zu kaufen. Das ist auch gut so, weil die Auswahl an passenden Musikhäusern in unserer Gegend (Münsterland) sehr gering ist und man auf diese Weise Zugang zu einem breiteren Produktspektrum bekommen kann.

Ich hoffe, dass dieser Beitrag dem Einen oder Anderen weiterhelfen kann. Sollten bei evt. Lesern Fragen entstehen, bin ich gerne bereit diese zu beantworten. Insbesondere was die Haltbarkeit angeht, müssen sich Erfahrungswerte ja erst noch einstellen.

Schöne Grüße ans Forum,

Roger


Zuletzt von knpb am Fr Okt 15 2010, 08:35 bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet

knpb

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Beitrag  rehlo Mo Okt 11 2010, 20:05

Hallo Roger,

erstmal herzliches Dankeschön für Dein ausführliches Statement zu den beiden Tuben aus der Lower-Price-Class.
Auch ich bin gerade auf der Suche nach einer eigenen Tuba. Habe dabei erstmal in Gütersloh ausgiebig Instrumente
aus dem höheren Preissegment bei FMB in Gütersloh angeblasen und die Intonation mittels Stimmgerät getestet und,
wie der Teufel es will, es gab nicht eine einzige Tuba, die nicht irgendelche Problemtönchen hatte.

Da ich von Natur nicht markengläubig bin und mich die Marketinggags der meisten Hersteller ziemlich kalt lassen,
besonders, seitdem ich mir mal für teures Geld eine Bach Posaune erworben hatte, die der absolute Reinfall war,
bin ich für jedes Experiment offen. Also kurzerhand ein bisschen mich im amerikanischen Tubaforum rumgetrieben,
und siehe da , eine chinesiche Firma namens YinBao gefunden, die durchweg gute Kritiken dort erzielt und unter
verschiedenen Brands von Händlern in den USA vertrieben wird.

Naja, was in den USA funktioniert wird doch auch sicherlich in Deutschland kopiert, oder??
Dann kurz gegoogelt und die Firma Ekle gefunden, die unter bem Label MTP YinBao Tuben vertreibt.
Telefonischen Kontakt geknüpft und eine tolle ausführliche Beratung von Herrn Ekle, der selbst studierter Tubist ist, gehabt.
Ich muss sagen, die Es-Tuba, ein Besson-Klon, ist hammerhart. Einen gewaltigen Wums in der Tiefe und sie braucht sich bis
auf die Lackqualität nicht hinter dem Original verstecken.

Dann noch 2 B-Tuben aus der 3000- 4000 € Klasse angeblasen und ich muss sagen, die Intonation ist auch nicht viel schlechter
als bei den Markenherstellern, ausser der Lack, aber dass Thema hatten wir schon oben.
Aber mal ne bescheidene Frage: Ist der Lack in unserem Einsatzgebiet wie Schützenfest und Platzkonzert wirklich sooo wichtig??

Ich kenne einige Tubisten, die froh sind, eine total matte Tuba zu haben, da das regelmässige Entbeulen beim Instrumentenbauer
wesentlich billiger ist, da keine Lackarbeiten mehr anfallen.
Ach so, apropos Ventile, alle, sowohl Druck- wie Pumpventile, aus Edelstahl und sehr leichtgängig.

Mein Fazit: Die Tuben haben teilweise Neusilbermundrohre und -züge, sind von der Intonation her den Originalen ebenbürtig, man
muss halt nur Abstriche beim Lack machen. Dies Manko nehme ich gerne in Kauf, denn der Preis ist unter der Hälfte des Originals
und billiger wird man so ein Instrument nur gebraucht bekommen, was allerdings mit einigen Risiken verbunden ist.
Diese Instrumente sind für Anfänger und Fortgeschrittene echt gut zu händeln und sind mit ihren Vorgängern bis zum Jahr 2009 nicht
mehr zu vergleichen.

MfG rehlo


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Beitrag  JoCologne Fr Okt 15 2010, 11:25

Hallo Roger,

auch ich war eine Weile am Tubasuchen, bin aber beim Euphonium geblieben, einfach weil’s schöner ist. Man hat ja auf dem Euph incl. Pedallage auch einen Tonumfang von vier Oktaven (Kontra-C bis c’’ – theoretisch Smile ). Nur für zu Hause aus Spaß an der Freude war die Tuba mir zu teuer (ich spiele neben Euph auch Cello und Posaune).

Zur Lackqualität: Ich habe in letzter Zeit einige in Gebrauch befindliche Instrumente von Dimavery, Roy Benson, Stagg und Co. gesehen, die sahen vom Lack her nicht mehr feierlich aus. Auch die Maschinen sind nicht so hochwertig, wie man es von Markeninstrumenten gewohnt ist. Jinbao gehört für mich, wenn man den Preis anschaut, ebenfalls in diese Kategorie.

Ich habe für mich beschlossen, wenn es denn ein Chinese sein muss, dann Eastman. Vom Preis her sind Eastman-Instrumente ca. 50% teurer als der Rest, sie werden aber von einem Kölner Instrumentenbauer weiterentwickelt und ständig verbessert (so geschehen beispielsweise beim kompensierten Euph). Lackqualität kann ich nicht viel sagen, bei meinem Eastman-Baritonhorn habe ich nach 2 Jahren aber noch nichts feststellen können. Die Es-Tuba habe ich bei Yago Music (Köln) übrigens mal angespielt, die geht richtig ab.

Falls es aber doch mal eine Tuba bei mir sein wird, dann sicher eher B&S oder Melton (sicher auch mit ein wenig Patriotismus als gebürtiger Vogtländer).

Gruß Jochen

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Beitrag  rehlo Sa Okt 16 2010, 12:48

Hallo @Roger,
Hallo @JoCologne,

anbei ein Link zu einem amerikaninischen Instrumentenbauer, der einmal das Original mit dem JinBao-Klon verglichen hat.

http://thevillagetinker.com/miraphone_1291_and_m__m_clone.htm

Ich muss sagen, wegen solcher Kleinigkeiten bin ich persönlich nicht bereit, als Amateur, für das Original mehr als das doppelte zu bezahlen.
Aber natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, an seine Marke zu glauben und demgemäss auch sein Geld zu spendieren.

@JoClogne,

Die Eastman Es-Tuba ist die gleiche wie die von MTP oder TubaMM, Westcoast etc..., der Hersteller ist JinBao!!
Eastman stellt in Eigenproduktion nur Posaunen, Trompeten und Hörner her. Diese Instrumente sind sehr hochwertig,
da Eastman früher ein Zulieferer von Yamaha war.

Viele Grüße

rehlo

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