Wie trifft man den ersten gespielten Ton richtig?

Hallo liebe Tubafreunde!

Als Anfänger würde mich mal interessieren, ob es eine besondere Methode gibt, die Tonhöhe bereits beim ersten gespielten Ton richtig zu treffen. Üben, üben. üben ist mir klar. Aber welche Vorstellung habt Ihr beim Spielen? Versucht Ihr, den Ton gedanklich zu hören und aufgrund jahrelanger Übung wird der Ansatz dann automatisch richtig eingestellt? Oder stellt ihr Euch z.B. die notwendige Lippenspannung, Zungenstellung bildlich vor? Oder kann man das Unterbewußtsein über bestimmte Techniken trainieren? 'Merkt' Ihr Euch dabei zunächst nur den Ansatz für einen einzigen Ton (Z.B. den Grundton des Instruments) und verändert dann den Ansatz um das Intervall zum ersten zu spielenden Ton?

Praktisches Beispiel:
Vor kurzem war ich als Zuhörer bei einter Veranstaltung, bei der nach einer Saitenmusik (die vermutlich in irgend einer Kreuztonart spielte) eine Gruppe mit Blechblasinstrumenten spielte. Alle Blechbläser trafen auf Anhieb den richtigen Anfangston. Wie trifft man diesen ersten Ton? Um seinen ersten Ton innerlich richtig hören zu können müßte man ja das absolute Gehör haben, oder wissen, in welcher Tonart die Gruppe vorher gespielt hat.

Ich freue mich auf Eure Antworten und wünsche Euch schon mal schöne Ostern!

Hans

Moin,

Deine Frage teilt sich in zwei Hälften:
- wie greife ich intuitiv die richtigen Ventile
- wie benutze ich intuitiv den richtigen Naturton (die richtige Lippenspannung)

zum ersten Teil:
Ich glaube nicht, daß man ein absolutes Gehör braucht. Ein gutes RELATIVES Gehör kann aber nicht schaden.
Was ich seit langer Zeit tue: Wenn ich spazieren gehe, stelle ich mir ein Musikstück vor. Ausgehend von irgendeinem Anfangston greife ich z.B. in der Manteltasche die für die Intervalle erforderlichen Griffe (als erste Näherung) und versuche, sie im Nachhinein auf Plausibilität zu prüfen. (Wieviele Halbtonschritte sind´s von einem Ton der Melodie zum nächsten ? Stimmt das mit dem chromatischen Abstand meiner 1. Näherung überein ?)
Mit der Zeit kriegt man hier Übung. Unerlässlich: Häufig Volkslieder, Schlager und was einem sonst gefällt aus der Vorstellung ohne Noten spielen. Hierbei aus Fehlern lernen. Irgendwann sind bestimmte Grifffolgen im Kleinhirn verankert.

Zum zweiten Teil:
Übe auf dem Mundstück, die Lieder Deiner Vorstellung zu spielen. Mit etwas Übung geht das genau so gut wie Pfeifen, weil stufenlos.
Chromatische Intervallübungen helfen hier ebenfalls. Was Du hier übst: Dem Instrument gleich den Ton Deiner Vorstellung in Form von Lippenschwingung anzubieten ("Buzz").

Was ich merke: Diesbezüglich muß man am Ball bleiben. Ich finde, dass ich das früher konsequenter übte und besser beherrschte als heute.

Gruß Hans

Ich habe das gleiche Problem: Wenn da am Beginn ein Ton x steht und ich voller Selbstvertrauen glaube, ein x zu spielen, kommt leider längst nicht immer ein Ton x raus, und zwar je höher, um so unzuverlässiger. Ich habe für mich selber den Begriff "Trefferquote" geprägt. Mein Problem (?) ist, dass ich eigentlich sogar weiß und innerlich höre, welcher Ton kommen müsste, jedenfalls meistens: Ich habe mir schon mal in einer Probe "meinen" Ton aus einem Stimmgabel-A hergeleitet (und dabei die Stimmgabel auf dem Notenpult vergessen). Mir wurde auch erzählt, dass manche Hornisten, die bekanntermaßen das größte Trefferrisiko ("Glücksspirale") unter allen Blechinstrumenten haben, sich den richtigen Anfangston im Stimmzimmer ausprobiert und diesen dann - innerlich weitersingend - aufs Podium "mitgenommen" haben. Da ich musikalisch etwas vorgebildet bin, kann ich mir manchmal den Grund- und deshalbTuba-Ton aus der Akkordfolge herleiten. Also - meistens höre ich vorher innerlich den Ton, den ich spielen müsste. Und wenn ich dann entsetzt feststelle: falsch, falsch, falsch, was da eben gekommen ist, versuche ich blitzschnell, mich noch zu korrigieren. Dazu brauche ich manchmal nur den berühmten Sekundenbruchteil, mit dem sich Tuben sich sowieso oft verspäten. Sehr riskant ist die Methode, erst mal das Orchester anzuspielen zu lassen und sich dann mit dem richtigen Ton ganz schnell noch reinzuschleichen. Die Folgetöne ergeben sich dann jeweils aus dem ersten. - Im Posaunenchor habe ich übrigens mal - eigenmächtig und sehr zum Missfallen der Leiterin - einfach den ersten Ton in der Bassgruppe gemeinsam anspielen lassen. Und siehe da - der Anfang klappte. Ich vermute hier Gemeinsamkeiten mit einem (Singe-)Chor, wo auch der erste Akkord gemeinsam "angesummt" wird. A propos Posaunenchor: Ich bewundere immer wieder die vielen, vielen Bläser, die ohne viel Federlesens und ohne Stimmgabel und ohne Kenntnis der Partitur unbefangen und unbekümmert die richtigen Töne treffen. Vielleicht ist Unbekümmertheit die richtige Haltung - verbunden mit jahre- und jahrzehntelanger, sich ständig ähnelnder, nur geringfügig variierender Posaunenchor-Praxis. Für Posaunenchöre gibt es sogar Treffübungen, aber wer macht die schon... Zum Schluss: Meine Trefferquote hat sich in den letzten Jahren stetig gebessert. Und kürzlich traf ich auf Anhieb das Anfangs-D in dem Tuba-Solo des schönen Kanons im III. Satz von Mahlers 1. Sinfonie.
Johannes

Mir ist dazu noch was eingefallen: Ich habe beobachtet, dass Trompeter gelegentlich mit der Handfläche auf ihre Mundstücke (am Inmstrument natürlich) geschlagen haben. Dabei erklingt ein "Plop", aus dem man den Pedalton der Trompete, z. B. Groß-B, heraushören kann. Daraus lässt sich mit einiger Übung der Anfangston herleiten. Bei der Tuba ist mir das noch nicht gelungen - das tiefe "Blub" lässt sich kaum einordnen, wäre auch sehr tief, z. B. bei der Bb-Tuba Subkontra-B. Hat jemand ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht?
Johannes

Noch ein Anfänger! Wie schön!

Ich spiele zwar nur im örtlichen Posauenchor, aber hatte anfangs die selben Probleme. Ich hab aber die Erfahrung gemacht, das man je weniger man darüber nachdenkt, es umso besser wird. Keine Ahnung, ob dir das genau so gehen könnte. Dazu muss ich sagen ich übe allerdings auch täglich mehrmals, und versuche mich immer ein bisschen zu steigern. Meistens bin ich so auf die Noten konzentriert, das der richtige Ton von selbst kommt.

Also: Weitermachen, weitermachen, weitermachen.

Hallo Tuba-Frauchen,
ich glaube, Du machst das richtig. Denn ich denke, je mehr man sich ausmalt, was alles schief gehen kann oder - hier - wie leicht man den richtigen Ton verfehlen kann, umso eher passiert es. Ich stelle mir immer den Tausendfüßler vor: Wenn der bewusst und planmäßig immer einen Fuß vor den anderen setzen würde, käme er nie an. Es lebe die Unbefangenheit!
Guten Ansatz wünscht tubaba

... und: Tuba-Frauchen,
was heißt hier "nur im Posaunenchor"? Posaunenchöre sind eine großartige Einrichtung der evangelischen Kirche. Sie haben ganz wesentlich die Blechblasinstrumente "salonfähig" gemacht und von ihrem Nimbus als Marsch-Bierzelt-Jagd- und Signalinstrumente befreit. Nebenbei: Nicht wenige Profibläser verdanken ihre Berufsentscheidung und Karriere dem "örtlichen" Posaunenchor (z. B. Güttler!). Und es macht Spaß, gell?
tubaba

Ja! Für mich persönlich ist es Hobby, ,,Familie" und noch viel mehr. Aber ich habe in meinem Umkreis lernen müssen, das die ach so vielen Posaunenchöre nicht salonfähig sein sollen, und vor allem es qualitativ mangeln soll. Dem möchte ich nicht zustimmen.... Trotzdem bin ich immer etwas vorsichtig wenn ich erzähle das ich in einem Posaunenchor spiele...